Bekanntlich sind Schwingfeste nicht nur sportliche Ereignisse, sondern auch Feste der Gemeinschaft und des Brauchtums, die fest in unserer Kultur verankert sind. Ebenso verankert im Zusammenhang mit Schwingfesten sind die Munitaufen, die in deren Vorfeld stattfinden. Eine Munitaufe hat nicht nur eine feierliche Funktion, sondern auch einen sozialen Charakter, da sie Gemeinschaft und Zusammenhalt innerhalb der Schwinger und ihrer Unterstützer fördert. Exakt in diesem Sinn ging am 3. Oktober auch die Taufe des Siegermunis «unseres» 115. Zürcher Kantonalschwingfests über die Bühne des grossen Zelts, das die Clique Schäflibach nach der Chilbi für weitere Anlässe hatte stehen lassen. Das Schwingfest selber wird bekanntlich an gleicher Stätte am 17./18. Mai 2025 stattfinden.
Schon kurz nach der Zeltöffnung um 17.30 Uhr füllte sich der Sektor für die geladenen Gäste rasch. Unter ihnen befanden sich zahlreiche grosszügige Gönner, aber auch Behördenvertreter und OK-Mitglieder. Sie genossen als Dank für ihre Unterstützung und ihren bereits geleisteten grossen Einsatz für den bevorstehenden Grossanlass nach dem Apéro ein rustikales Nachtessen. Aber auch aus der nicht direkt involvierten Bevölkerung war das Interesse an dieser Munitaufe beachtlich. So war das Zelt proppenvoll, als nach dem Spiel einer Alphorngruppe plötzlich Trychlerklänge erschallten. Es waren Jungschwinger, die eigens für diesen Anlass ins Metier des rhythmischen Trychelns eingeführt worden waren. Sie führten den feierlichen Einzug der Zeremonienprotagonisten an, die, begleitet von Fahnenträgern, Blumenmädchen und Ehrendamen, gemessenen Schrittes der Bühne zustrebten. Dazu gehörten neben dem OK-Präsidenten Toni Widmer und seinen Ressortchefs Munigotte Linda Gwerder, Munigötti Sepp Zellweger, Pfarrerin Séverine Piazza, der Munizüchter Dominic Haab aus Mettmenstetten und der Munisponsor Thomas Gut von der Motorgeräte und Kommunaltechnikfirma Altorfer AG aus Schlieren.
Als sie alle auf der hübsch dekorierten Bühne Platz genommen hatten, dankte Toni Widmer allen, denen Dank gebührte, und stellte die Leitenden der zwölf Schwingfest-Ressorts vor. Anschliessend übernahm Zeremonienmeister Pius Baggenstos mit seiner kräftigen Stimme und seiner erfrischend spontanen Art das Zepter. Seiner kurzen Plauderrunde konnte man manch Wissenswertes entnehmen. So prophezeite Linda Gwerder, beliebte Moderatorin und einstige Wetterfee von TeleZüri, für das Schwingfest-Wochenende prächtiges Wetter. Die reichdekorierte Turnlegende Sepp Zellweger war zwar nicht zu einer artistischen Einlage zu bewegen, doch verwies er schmunzelnd auf die Trainingsabende der Männerriege Bergdietikon, bei der er eine Leitungsfunktion ausübt. Von Dominic Haab, dem Betreiber eines Brown-Swiss-Hofs mit 70 Kühen, war zu erfahren, dass der vorerst noch namenlose Schwingfest-Muni, geboren am 13. Mai 2023, ein ausgezeichneter Zuchtstier sei. Seine Urgrossmutter sei die Schwester des Siegermunis eines namhaften Schwingfestes gewesen.
Nun verbreitete sich angespannte Stille. Züchter Dominic Haab führte seinen prächtigen Muni ins Zelt, und Séverine Piazza, Pfarrerin der katholischen Kirchgemeinde Urdorf, schritt zur eigentlichen Taufzeremonie. Sie rühmte die Eigenschaften des robusten Tiers, das Männlichkeit, Kraft und Mut verkörpere und Staub aufwirble, wenn es seine Stärke demonstrieren wolle, ähnlich wie es die Schwinger im Sägemehl täten. Nur sei ein solcher Muni 34mal stärker als ein kräftiger Mann. Assistiert von Gotte und Götti, taufte und segnete sie nun das Tier und verlieh ihm seinen Namen. Hätte man ihn wohl erahnen können? In Anlehnung an den Namen seines Sponsors Thomas Gut wurde unser Schwingfest-Siegermuni auf den Namen Tom getauft.
Zum Abschluss der Zeremonie erfolgte nun der feierliche Abgang der Schwingfest-Prominenz. So wurde die Bühne frei für das Stimmungstrio «Glück im Stall», das sein Publikum noch bis in den späten Abend bei Laune hielt. Muni Tom, 600 Kilogramm schwer und viel Ruhe und Gelassenheit ausstrahlend, durfte wieder nach Mettmenstetten zurück zu seinen Damen. Dort wird er bis zum Schwingfest zu einem 750 kg schweren Koloss heranwachsen. Text und Bilder: Toni Blaser